Ein paar Jahrzehnte früher geboren, und er wäre wohl kaum der Mainzer Buchhändler geworden, den ich vor etwa zwanzig Jahren kennengelernt habe. Jedenfals nicht so schnell. Ich bin mir sicher, er wäre vor allem ein Abenteurer gewesen, wie Hesse-Wartegg oder Wolf Justin Hartmann, und er hätte uns, wie sie, viele spannende Einsichten über seine Reisen hinterlassen.
Christof Jung, der Mainzer Flamenco-Enthusiast und „Lieblingsbuchhändler“ (so der Titel einer Artikelserie in unserem „Feuilleton“, in der er 2002 portraitiert wurde) ist am 8. Mai 2017 im Alter von 78 Jahren gestorben. Er wuchs als drittes Kind und zweiter Sohn der Eheleute Josef und Katharina Jung „in den Wirren des Zweiten Weltkriegs“ in Rüsselsheim auf, so sein Schwager Manfred Ganz am 17. Mai auf dem Waldfriedhof in Rüsselsheim.
Bei einem Luftangriff wurde die Mutter mit vier Kindern verschüttet, jedoch konnten alle glücklich aus dem Keller des Hauses gerettet werden. Man kam bei Verwandten in der Nähe von Limburg unter, bis der aus dem Krieg zurückgekehrte Vater die Familie wieder zurück nach Rüsselsheim in eine notdürftig reparierte Wohnung holte. Drei weitere Geschwister kamen zur Welt, die, wie es selbstverständlich war, in der neunköpfigen Familie auch von den älteren Geschwistern mit aufgezogen wurden. Eine im besten Sinne „altmodische“ Familie, in der sich jeder auf den anderen verlassen konnte.
Er machte die Mittlere Reife und verdiente sich sein erstes Geld auf dem Bau. Seine Liebe gehörte aber der Literatur und fernen Ländern. Meist per Anhalter zog es ihn in die Ferne, wann immer er Zeit zum Reisen hatte. Franken mochte er besonders, aber bald ging es weiter: Italien, Schweiz, Griechenland, Spanien. In Wiesbaden bei der Buchhandlung Beck schloß er die Ausbildung zum Buchhändler ab. Er wechselte zu Montanus nach Frankfurt, dann nach Hamburg und Göttingen, schließlich ging er nach Barcelona. In Zentrum Kataloniens fand er Anstellung in einer Buchhandlung, lernte Spanisch und blieb zwei Jahre. Dann wechselte er nach Paris, wo seine Schwester an der Sorbonne studierte. Er fand eine Anstellung in einer Buchhandlung am linken Ufer der Seine.
An der Sprachschule der Alliance française perfektionierte er seine Französischkenntnisse. Dort traf er auf eine bezaubernde Mitschülerin aus Hamburg, die er nicht nur wegen ihrer hervorragenden Französischkenntnisse bewunderte. Näher kam man sich in einem Sonderkurs, der überbelegt war, und in den Christof für Elke, wie die junge Hamburgerin hieß, immer einen Platz freihielt. Eine stärkere Zuneigung bahnte sich an. In Elkes Heimat, dem Hamburger Ortsteil Volksdorf, steckten sie sich später die Ringe an, die Hochzeitsreise ging nach Spanien, über Barcelona, Valencia und Granada nach Andalusien. Sie bekamen zwei Jungs, Benjamin und Frederik.
Nach seinem Aufenthalt in Paris war Christof Jung Montanus-Filialleiter in Mainz geworden. Dort sah er die Möglichkeit, sich selbständig zu machen. Er eröffnete seine eigene Buchhandlung in der Gärtnergasse 7 in Bahnhofsnähe, die er fast 40 Jahre lang betrieb und die bei Kennern eine Institution war. Schnell hatte er sich einen Namen gemacht. Sein Laden war zu einem beliebten Treffpunkt von Bücherfreunden geworden. Helmut Wöber zum Beispiel, als Ingenieur und Fachautor der Berufsgenossenschaft Papierherstellung selbst bei der Zunft, schrieb vor 15 Jahren über seine liebste „literarische Fundgrube“:
Bei Christof Jung faszinierten mich oft auch die Kunden: Meine Literaturlehrstunden setzte ich hier unter anderem mit Hilfe des verstorbenen Schriftstellers und Hochschullehrers Herbert Heckmann fort, sowie des in Mainz auch als ‹Osmanen-Andreas› bekannten Andreas Kalacharios. Diese beiden Experten von Indianerkulturen und Havanna-Zigarren verwickelten mich hier schon in höchst interessante Gespräche und erweiterten mein Bücherwissen. Auch Kardinal Lehmann, als er noch Bischof von Mainz war, und den legendären Stadtrat und Ortsvorsteher Gerhard Walter-Bornmann traf man bei Christof Jung.
Hier bestand von Anfang an keine gewöhnliche Buchhandlung, hier war zuerst und vor allem die gute Literatur vorrätig, die den Chef selbst fesselte und beschäftigte, und die er sehr oft auch selbst gelesen oder gehört hatte. Das mit dem „gehört“ ist wörtlich gemeint, denn Jung war auch ein begeisterter Kenner von Klassik und Folklore, und bot entsprechende Tonträger an. Bei ihm bekam man seltene, vor allem spanische, aber auch französische Aufnahmen; seine Verbindungen machten es möglich. Ein Besuch bei ihm kam stets einer Reise gleich. Selbst dann, wenn es eine Reise nach innen war. Auch literarisch war er ein Entdecker: Ende 2002 machte Christof Jung den Mainzer Literaturwissenschaftler Andreas Wittbrodt auf die bis dahin nur in einem Privatdruck von zwölf Gedichten veröffentlichten Haikus von Josef Guggenmos aufmerksam. Wittbrodt kümmerte sich darauf mit Stefan Wolfschütz um die posthume Herausgabe der Haikus von Guggenmos.
Bücher, die Christof Jung nicht gut fand, hat er zwar auch bestellt, aber nur auf Kundenwunsch, und selbst Bestseller, an denen er sich eine goldene Nase hätte verdienen können, nur einzeln. Das war konsequent. John Gatt-Rutter und ich hatten insofern ausgesprochenes Glück, daß er Italo Svevo mochte, und zwar nicht nur einfach Svevo, sondern gleich das gesamte Triester Umfeld: Joyce, Magris, Stuparich… und die Reiseführer für Triest fand man bei ihm gleich noch mit im selben Regal. Kein einzelner Buchhändler hat über die Jahre mehr Exemplare von Italo Svevo. Samuel Spiers Schüler und Ettore an Livia abgesetzt und wohl teilweise als begeisterter Svevo-Kenner sogar an gute Kunden und Freunde verschenkt, von den „Feuilleton“ Ausgaben von Zenos Verlag ganz zu schweigen.
Noch einmal sei Helmut Wöber zitiert, der mit Jung auch viele Erinnerungen über Wanderungen in Franken austauschen konnte: Von Würzburg aus im Maintal die Südhänge der Weinberge entlang über Sommerhausen und Frickenhausen bis Segnitz und manchmal noch weiter nach Sulzfeld. Der literarisch gesehen wichtigste Wein am Wege war der von Peter Kreglinger in Segnitz, einem Ur-Urenkel des Namensgebers der Nebenfigur des Gianni Creglingi im sechzehnten Kapitel von Italo Svevos Roman Una vita…
Jungs Anregungen folgend setzte ich meine literarische Reise in Spanien fort (Cervantes, San Juan de la Cruz, Machado, Jiménez, Geschichte der Sephardim) nach Portugal (Eca de Queiroz, Camões), schließlich nach Frankreich (Proust, Rimbaud).
Bei all diesen Gesprächen, und natürlich bei der Anschaffung der entsprechenden Bücher, war Christof Jung mein Reiseleiter. Vor allem über die Lyrik von San Juan de la Cruz, Rimbaud, Hölderlin und die Geschichte der spanischen Sephardim gerät Jung leicht so ins Erzählen, daß man die Zeit vergißt. Grundlage für Gespräche bilden indes auch seine Erinnerungen an Flamencoreisen zu den Gitanos (Zigeunern) in Jerez. Auf diesem Gebiet ist Jung ein anerkannter Experte; er veröffentlichte Bücher und Aufsätze auf diesem Gebiet – oft als liebevolle bibliophile Ausgaben des Flamencostudios in Mainz in limitierter Auflage gedruckt – und leider meist vergriffen: Die Interpreten des Cante Flamenco; Wortliste des Dialekts der spanischen Zigeuner; Rejelendres Calós – Sprichwörter spanischer Zigeuner; Memento Flamenco, eine Flamencofibel; Flamencolieder; Nanas – Wiegenlieder aus Spanien…
Lange, bevor der Flamenco in Deutschland thematisiert wurde, schrieb Jung, der unter Künstlern und Experten dieses Genres viele Freunde hat, bereits darüber.
Christof Jung und der Flamenco sind nicht zu trennen. Für Liebhaber dieses Genres gab es wohl kaum eine bessere „Flamenco-Buchhandlung“ als die in Mainz. Die besondere Art der spanischen Musik begeisterte ihn. Mehrmals besuchte er die Gitanos (Zigeuner) in Andalusien, um auch von ihnen diesen vielfältigen Rhytmus und die besondere Melodik zu lernen, und die Tänze dazu. Er wurde ein geschätzter Experte, gab unter anderem für den Hegner Verlag in Köln ein zweisprachiges Buch mit von ihm selbst übersetzten Flamenco-Liedern heraus und verfaßte das Kapitel über die Geschichte und Gegenwart, sowie die Sängerportraits für das von Claus Schreiner im Fischer-Verlag herausgegebene, mehrfach aufgelegte und auch ins englische übersetzte Buch Flamenco. Gitano Andaluz. Jung liebte besonders die ursprünglichste und wohl auch schwierigste Form des Flamenco, den Cante jondo, die sein Freund, der 2015 verstorbene Manuel Agujetas de Jerez, am besten repräsentierte. Eine eindrucksvolle Martinete des berühmten Flamencosängers (reiner Gesang ohne musikalische Begleitung) wurde auf der Trauerfeier vom Band gespielt. Manuel Agujetas, der bescheiden lebende und auftretende, dennoch auf eine sehr eigene Art exzentrische, ja exstatische Sänger mit seinen berühmten Metallzähnen, bei dessen Gesang es jedem Flamenco-Neuling wohl erst einmal kalt den Rücken herunterlaufen muß, paßte zu Cristóbal, wie man Christof Jung bei den Zigeunern in Jerez nannte.
Im Jahre 1985 hat Jung eine eindrucksvolle Momentaufnahme der Sangeskunst seines Freundes publiziert:
„Urplötzlich fängt er dann an, „por Martinetes“ zu singen, eine Martinete nach der anderen. Bei den schwierigen Partien schwellen seine Halsadern. Immer mehr steigert er sich in einen ekstatischen Zustand hinein, „singt sich tief hinunter“ (muy jondo) − seine Kraftreserven scheinen unerschöpflich […] Vom Unglück, als Gitano in diese Welt hineingeboren zu sein, klagt sein Lied, vom uralten Leid seines Volkes, das in Schmutz und Elend lebt. Sein Gesang ist voller Trauer, hat eine ungeheure expressive Kraft, ist rein und archaisch; ohne Tricks, ohne akrobatische Schnörkel, Schluchzer und langgezogene „Aayys“ Nein, sein Schrei ist kurz − aber er verwundet wie ein Ätzbrand. […] Viele große Cantaores habe ich schon in Spanien gehört, doch keiner von ihnen war fähig, drei oder vier Martinetes hintereinander zu singen. Manuel aber singt sie nun schon seit Stunden − es ist unbegreiflich! Nach dieser einmaligen Darbietung wagte es keiner der Anwesenden mehr, an diesem Abend zu singen.“
Als Experte wurde Jung und ein Neffe vor einigen Jahren zu einem Flamenco Konzert des Westdeutschen Rundfunks eingeladen, als seine Freunde aus Jerez im Rundfunkhaus spielten. Viele staunten, als Jung nach dem Konzert mit ihnen wieder in ihrer eigenen Mundart sprach: Auch nach vielen Jahren beherrschte er sie immer noch.
Eine weitere Liebhaberei Jungs war die Sahara. Sein reiches Angebot an Spezialliteratur von algerischen Schriftstellern oder über die sterbende Nomadenkultur der Tuareg, für die er sich sehr engagierte, zeugt von fünf Reisen „in die Stille der Sahara“. Dreimal zog Christof Jung mit den Tuareg durch die Wüste, bekam ein Kamel anvertraut, für das er für die Zeit seines Aufenthalts verantwortlich war.
Der Mainzer Buchhändler war auch ein ausgesprochener Kenner der jüdischen Geschichte. Vor allem faszinierte ihn diejenige der einst aus Spanien vertriebenen sephardischen Juden. Lange arbeitete er an einem umfangreichen Buch über die Sephardim in Saloniki, in dem es vor allem um deren spezielle altertümliche spanische Sprache und Kultur gehen sollte, die mit dem Zweiten Weltkrieg unterging. Dieses Buch war eigentlich schon vor über einem Jahrzehnt weitgehend abgeschlossen. Ich habe in dem Manuskript damals bereits gelesen, hatte es zwei Wochen auf dem Schreibtisch und in Händen, im Jahre 2002 ließ ich einen winzigen Auszug daraus, Jüdische Sprichwörter aus Saloniki, als kleines bibliophiles Heft drucken. Freund Helmut Wöber, der das Werden des Buches von Anfang an miterlebt hatte, sagte spontan einen Druckkostenzuschuß zu. Von meinem Schreibtisch aus sollte das Manuskript an Susanne Nakaten gehen, eine Bekannte Jungs und wissenschaftliche Fachfrau, die ihm kritisches Lesen und, wo nötig, Verbesserungen zugesagt hatte. Leider konnte sie Ihr Versprechen nicht halten; und Christof Jung fehlte mit zunehmenden Alter und beginnender Krankheit die Kraft für eine erneute Suche nach kompetenter Expertenhilfe. Das Manuskript, in dem ich bereits lesen durfte, und aus dem man ein großartiges Buch hätte machen können, ist nicht mehr aufzufinden.
Manfred Ganz faßte Christof Jungs Persönlichkeit in seiner Trauerrede zusammen:
Christof war immer freundlich, zugänglich, aufmerksam und entgegenkommend. Seine größte Zuneigung galt selbstverständlich seiner Elke, seinen Jungs, der Schwiegertochter Daniela, seinen beiden Enkeln und den Familien seiner Geschwister. Darüber hinaus hatte er sowohl in der Literatur, wie auch im echten Leben, immer ein Augenmerk auf gebrochene, unkonventionelle aber durchaus gesunde Persönlichkeiten in der Literatur und Kunst gehabt. Ebenfalls ein großes Herz hatte er für die Schwächsten und Außenseiter unserer Gesellschaft.
Wie viele ihn mochten, zeigten die vielen Trauergäste, die zu seiner Beerdigung am 17. Mai 2017 auf den Rüsselsheimer Waldfriedhof gekommen waren. Manolo Lohnes und Monika Jung trugen das Gedicht „La Guitarra“ von Federico García Lorca auf Spanisch und Deutsch vor, wonach Manolo Lohnes die Gitarre mit dem von sephardischer Musik inspiriertem Stück „Bella Judia“ (Schöne Jüdin) aus seinem Repertoire auch tatsächlich erklingen ließ.
(Spanischer Text und deutsche Übertragung siehe hier: Federico García Lorca: La Guitarra („Die Gitarre“).
Elke Jung schrieb in ihrem Dank an diejenigen, die ihren Mann auf seinem letzten Weg begleitet haben:
„Es war ein wunderschöner, sonniger Tag. Pinienduft schwebte über dem Waldfriedhof in Rüsselsheim.“
Quellen:
♦ Manfred Ganz: „Lebensbeschreibung Christof Jung.“ (Manuskript der Trauerrede am 17. Mai 2017).
♦ Helmut Wöber: „Lieblingsbuchhändler [5]: Die Stille der Sahara. Christof Jung.“ – John Lesney [Hg.]: Die Wiederkehr der schönen Schrift. Zehn Jahre Edition Villa Segeniz in Zenos Verlag. Segnitz 2002, 11.
♦ N.N.: „Flamenco-Legenden und Pioniere.“ Veröffentlicht am 22. Juni 2013; abgerufen am 21. Juni 2017 (leider hat der Autor die Website inzwischen abgeschaltet und reagiert nicht auf Anfragen: geprüft an 8. Juli 2021).
♦ Walter Aaron Clark: „Schreiner, Claus, editor: Flamenco…“ (Rezension) – Murray Steib: Reader’s Guide to Music: History, Theory and Criticism. London: Routledge 2013, 237.
♦ „Nachwort“ – Josef Guggenmos: Rundes Schweigen. Hamburg: Haiku Verlag 2005, 70.
Veröffentlichungen von Christof Jung:
(Nur noch antiquarisch zu bekommen; am meisten verbreitet ist das 1985 von Schreiner herausgegebene Werk; die englische Ausgabe ist typografisch besonders gelungen. Die Mainzer Hefte, herausgegeben durch das Flamenco-Studio von Manolo Lohnes, sind rare Schätze):
♦ Memento flamenco. München: Rainer Görlitz 1968. [Fünf von Jung übersetzte Lieder daraus online in: A[lfons] M. Dauer: „Südwest-Europa, Andalusien. Flamenco gitano.“ – Encyclopedia Cinematographica (Ed.: G[otthard] Wolf) Göttingen: Institut für den Wissenschaftlichen Film 1971.]
♦ Nanas. Wiegenlieder aus Spanien. Mainz: Flamenco Studio 1970, ²1976
♦ Flamenco-Lieder. Ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von Christof Jung. Köln: Jakob Hegner 1970.
♦ Rejelendres Calós. Sprichwörter spanischer Zigeuner. Mainz: Flamenco Studio 1971.
♦ Wortliste des Dialekts der spanischen Zigeuner. Caló – spanisch – deutsch. Mainz: Flamenco Studio 1972.
♦ Die Interpreten des Cante Flamenco. Mainz: Flamenco Studio 1974.
♦ „Zigeuner-Sprichwörter.“ – Michael D. Reinhard [Hg.]: Mitteilungen zur Zigeunerkunde. Nr. 1. Mömbris-Dörnsteinbach: S. Eberwein-Feik 1975, 8–10.
♦ „Cante Flamenco“ – Claus Schreiner [Hg.]: Flamenco: gitano-andaluz. Frankfurt: Fischer 1985, 64–101. (Nachdruck 1986 ²1988 ³1990.)
♦ „Cante Flamenco“. Ins Englische übersetzt von Mollie Comerford Peters. – Claus Schreiner [ed.]: Flamenco. Gypsy Dance and Music from Andalusia. Pompton Plains NJ 1990, 57–87. (Taschenbuchausgabe 1996; Nachdruck 1998, ²1999, ³2000.)
♦ Kein Sprichwort das lügt. Jüdische Sprichwörter aus Saloniki. Judenspanisch und Deutsch. Segnitz: Zenos 2002.
Lieber Hans Michael Hensel,
dieser Christof Jung, mir vordem nicht bekannt, ist ja eine faszinierende Persönlichkeit. Ein Homme de lettre, würde man in Frankreich sagen. Immer offen für Neues und eine packende Lebensgeschichte. Eignet sich für eine Verfilmung. Das ZDF in Mainz könnte vielleicht dafür Pate stehen. Einen Kontakt dorthin lohnte sich allemal. Sehr schade, dass er im Mai 2017, also jüngst erst, diese Welt verlassen hat.
Ich weiß auch zu schätzen, wie fesselnd und anrührend der Verfasser jener Lebensgeschichte sich mit der Gesamtthematik bis hin zum Flamenco in Jerez befasst hat. Ein großer Gewinn jetzt auch für mich als einfühlsamer Leser. Gibt es aktuell Kontakt zur Familie Jung und brachte die Mainzer Allgemeine Zeitung einen angemessenen Nachruf auf Christof Jung?
Herzliche Grüße aus Berlin und mein großer Dank
Jochen Freihold
Danke für das Lob für den Artikel und für den Protagonisten, lieber Jochen Freihold!
Die Frau und die Familie wird das sicher auch freuen. Mich faszinieren solche ungewöhnliche Lebensgeschichten, besonders wenn man von ihnen oder durch sie etwas lernen kann. Bevor ich Christof Jung kennenlernte, glaubte ich, daß Flamenco wohl vor allem etwas mit Kastagnetten zu tun hätte.
Nein, leider habe ich keine Reaktion von der Redaktion der Mainzer Allgemeinen Zeitung, der ich den Text zur Auswahl geschickt hatte, ebensowenig vom Börsenblatt des deutschen Buchhandels. Die hohen Herren auf ihren noch höheren Rössern haben es offenbar nicht nötig. Schade, und zwar besonders für ihre Leser.
Außenseiter, ja in gewisser Weise am besten Einzelgänger oder Exzentriker zu portraitieren ist jedenfalls spannender als die üblichen glatten Typen, die man, bildlich gesprochen, meistens wie einen Waschlappen auswringen kann, ohne daß etwas von Belang hervorkommt. Zum Beispiel viele Politiker und Journaktivisten… ;-))
Ich habe schon als Schüler immer die einen, Interessanten, gesucht und die anderen, Langweiligen, nach Möglichkeit gemieden. Ebenso beruflich als Redakteur (Meine Vorbilder waren bereits als Schüler Horst Stern, Hoimar von Ditfurth und Hans Ulrich Kempski und später kamen noch Jessica Mitford und Christopher Hitchens dazu).
Ich werde in den nächsten Tagen mal kramen und ein paar ähnliche Portraits und Geschichten, zum Teil aus der Zeit vor dem Internet, nach und nach hier einstellen.
Hallo,
rein zufällig habe ich diesen Artikel über Christof Jung hier gefunden. Ich habe Christof in seiner Buchhandlung in Mainz Ende der 1960er Jahre kennengelernt. Ich war damals bei einem großen Mainzer Unternehmen im Außendienst tätig.
Seit Anfang der 1960er Jahre interessierte ich mich für die spanische Flamenco Musik und die südamerikanische Folklore, insbesondere die peruanische Musik. Herr Jung hat mich sehr gut beraten und ich habe bei ihm Bücher über peruanische Literatur und Quechua Hirtenmärchen gekauft.
Er schenkte mir sein für mich gewidmetes Büchlein „Memento Flamenco“ worüber ich mich sehr gefreut habe.
Im Jahr 1976 konnte ich dann meine erste Perú Reise verwirklichen und seit dieser Zeit sind wir eine deutsch-peruanische Familie.
Christof Jung war indirekt auch daran beteiligt. La vida tiene sus sorpresas.